Am Samstag, den 26. Juli 2025, feierte das Gymnasium Meßstetten sein 50-jähriges Bestehen – ein Jubiläum, das nicht nur die Geschichte einer Schule würdigte, sondern auch die Menschen, die sie geprägt haben. Unter dem Motto „50 Jahre Bildung auf höchstem Niveau“ wurde ein Fest gestaltet, das in seiner Vielfalt und Herzlichkeit die besondere Atmosphäre dieser Schule eindrucksvoll widerspiegelte.
Was bedeuten 50 Jahre Schule?
Ein halbes Jahrhundert Schulgeschichte ist weit mehr als eine Zahl. Es ist ein kollektives Gedächtnis aus Erinnerungen, Begegnungen, Erfolgen und Herausforderungen. Für viele ist die Schulzeit ein prägender Lebensabschnitt – ein Ort des Lernens, aber auch des Lachens, der Freundschaften, der ersten Schritte ins Erwachsenwerden. Wenn Ehemalige nach Jahren zurückkehren, suchen sie nicht nur das Gebäude auf, sondern auch ein Stück ihrer eigenen Vergangenheit. Sie betreten Klassenzimmer, in denen sie einst saßen, entdecken alte Wandtafeln, vielleicht sogar noch ihre Initialen auf einem Tisch – und erinnern sich an Lehrerinnen und Lehrer, die sie geprägt haben, an Mitschüler, mit denen sie gewachsen sind.
Schule ist mehr als ein Ort. Sie ist ein Lebensraum. Und 50 Jahre Gymnasium Meßstetten bedeuten: 50 Jahre gelebte Bildung, 50 Jahre Gemeinschaft, 50 Jahre Geschichten.
Feierlicher Festakt mit Tiefgang und Humor
Der Tag begann mit einem Festakt in der voll besetzten Halle, bei dem zahlreiche Gäste aus Politik, Bildung und Gesellschaft ihre Glückwünsche überbrachten. Neben der Abteilungspräsidentin Frau Dr. Susanne Pacher, dem Bürgermeister Frank Schroft und Räten der Stadt, den Schulleitern der umliegenden Schulen, zahlreichen Partnern der Schule wie dem Weltladen, die örtliche Polizei oder der TSV Meßstetten waren vor allem zahlreiche aktive Mitglieder der Schulgemeinschaft und insbesondere Ehemalige der Schule mit ihren Familien gekommen.
Rede von Schulleiter Norbert Kantimm – Ein Rückblick mit Herz, Humor und Haltung
Ein Höhepunkt des Festakts war die Rede von Norbert Kantimm, der mit großer Souveränität, feinem Humor und spürbarer Leidenschaft die Geschichte des Gymnasiums Meßstetten Revue passieren ließ. Seine Worte waren nicht nur ein Rückblick, sondern auch ein Ausblick – und vor allem ein liebevolles Porträt einer Schule, die in fünf Jahrzehnten viel erlebt und bewegt hat.
„Wenn ich hier in der Halle frage, ob man mit 50 jung oder alt ist, so kann man sich die Bandbreite der Antworten vorstellen“, begann Kantimm. „Wird man als Schule 50, ist die Antwort eindeutig: Wir sind jung… und dynamisch, im besten Alter – und so fühlen und präsentieren wir uns auch.“
Er zeichnete die Entwicklung der Schule von der Gründung 1975 mit 153 Schülerinnen und Schülern, sieben Lehrkräften und einer Vision bis zur heutigen modernen Bildungseinrichtung mit über 280 Lernenden. Dabei spannte er den Bogen von der „größten Biologiesammlung südlich von Stuttgart“ über die ersten Projekttage in den 1980ern bis hin zur Digitalisierung und den Herausforderungen der Corona-Pandemie.
Besonders eindrucksvoll war sein Blick auf die gesellschaftliche Verantwortung der Schule: Kantimm erinnerte an den Schweigemarsch gegen Fremdenfeindlichkeit 1993, die Integration Geflüchteter seit 2015 und die Aufnahme ukrainischer Kinder in Vorbereitungsklassen ab 2022. „Das ist praktizierte Integration, das ist das Gymnasium Meßstetten“, sagte er.
Mit einem Augenzwinkern sprach er über die „Klebekraft“ der Schule – Kolleginnen und Kollegen, die eigentlich nur ein Jahr bleiben wollten und Jahrzehnte blieben. „Das GymMe hat eine hohe Klebekraft, die man frei mit Bodenhaftung oder Bodenständigkeit gleichsetzen kann“, so Kantimm. Er verglich diese mit der Konstanz des SC Freiburg und der Firma Interstuhl – beides Beispiele für nachhaltiges, werteorientiertes Arbeiten.
Auch die Leistungsbilanz konnte sich sehen lassen: „Seit 2007 haben über 650 junge Menschen das Abitur abgelegt, die Bestehensquote liegt bei über 99 %. Die Abischnitte der letzten vier Jahre lagen alle zwischen 2,06 und 2,11 – sensationell!“
Zum Abschluss seiner Rede fasste Kantimm zusammen, was das Gymnasium Meßstetten ausmacht:
„Unsere überschaubare Größe. Unsere familiäre Atmosphäre. Unser engagiertes Kollegium. Unser hoher Identifikationsgrad. Unsere ausgeprägte Verantwortung. Unsere beeindruckende Leistungsfähigkeit. Unsere glühende Leidenschaft. Unsere unglaublich angenehmen Schülerinnen und Schüler. Unsere geschätzten Eltern, die mittragen und mitwirken. Und das Wichtigste: Unser Schulklima, in dem Bildung nicht nur vermittelt, sondern gelebt wird.“ Mit diesen Worten schloss er seine Rede – begleitet von langanhaltendem Applaus und spürbarer Zustimmung im Saal.
Im Anschluss folgten weitere Grußworte und Reden, die die vielfältigen Partnerschaften und das herausragende Engagement rund um das Gymnasium unterstrichen. Regierungsschulpräsidentin Dr. Susanne Pacher würdigte dabei insbesondere die pädagogische Qualität und Innovationskraft der Schule. Bürgermeister Frank Schroft betonte die enge Verbindung zwischen Stadt und Schule und stellte das Gymnasium als bedeutenden Bildungsstandort heraus. Auch Ronny Brähmig, stellvertretender Vorsitzender des Elternbeirats, sprach über das vertrauensvolle Miteinander zwischen Elternhaus und Schule, das eine wesentliche Grundlage für den schulischen Erfolg darstellt. Dirk Egger, Vorsitzender des Schulfördervereins, hob das starke Engagement der gesamten Schulgemeinschaft hervor und unterstrich die Bedeutung von Unterstützung und gemeinschaftlichem Zusammenwirken. Schließlich betonte Sandra Lehr als Vertreterin des TSV Meßstetten die langjährige und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Schule und Sportverein – ein Zusammenspiel, das Bewegung, Teamgeist und gelebte Gemeinschaft fördert. Ein echtes Highlight war die Schülerrede von Ben-Luca Robl, der mit pointiertem Humor und ehrlicher Wärme den Schulalltag aus Sicht der Lernenden schilderte. Seine Worte sorgten für viele Lacher, aber auch für nachdenkliche Momente – und endeten mit einem herzlichen Dank an alle, die Schule zu mehr machen als „nur Unterricht“.
Den Abschluss des Festakts übernahm erneut Schulleiter Kantimm, der sich bei allen Beteiligten bedankte. Besonders gewürdigt wurden Chorleiterin Birgit Knopp-Merz mit Blumen, Abiturient Moritz Neher für seinen dauerhaften Einsatz in der Musik mit einem Geschenk, Sekretärin Edelgard Herre für ihren unermüdlichen und leidenschaftlichen Einsatz sowie die beiden Hausmeister. Auch die Überbringer der Grußworte erhielten als Zeichen der Wertschätzung ein Exemplar der Jubiläumsfestschrift. Für Gänsehaut sorgte zum Abschluss der Auftritt des Projektchors gemeinsam mit den 5. Klassen wieder unter der Leitung von Birgit Knopp-Merz mit dem Lied „We are the world“ – ein musikalisches Symbol für Zusammenhalt und Hoffnung.
Offene Schule – Ein Nachmittag voller Leben
Am Nachmittag öffnete sich das Schulhaus für Besucherinnen und Besucher – und es wurde voll. Sehr voll. Schon beim Betreten der Aula war zu spüren, dass dieser Tag etwas Besonderes war: Stimmengewirr, herzliche Umarmungen, Kinderlachen und der Duft von Kaffee und Kuchen erfüllten das Gebäude. Ehemalige trafen auf ihre früheren Lehrerinnen und Lehrer, Eltern auf alte Bekannte, und viele nutzten die Gelegenheit, um in alten Jahrbüchern zu blättern, durch die Gänge zu schlendern und sich an „ihre“ Schulzeit zu erinnern.
Die Klassenzimmer waren geöffnet, die Fachräume liebevoll vorbereitet. In der Chemie-Show knallte und rauchte es zur Freude der Zuschauer, während in der Aula die Band- und Tanz-AG mit mitreißenden Auftritten begeisterte. Frau Dr. Häffner informierte in einem ruhigen Raum über ihr Herzensprojekt „Kinderhilfe Sansibar“ und das Präventionsteam unter anderem über Sicherheit im Netz. Wer es aktiver mochte, konnte sich beim Jonglieren, im Escape Game der Bio-AG, beim Tanzen oder bei einer der Schulhausführungen austoben. Beliebt war auch die Ausstellung „GymMe in 50 Stationen“, die mit liebevollen Details und Erinnerungsstücken die Geschichte der Schule lebendig werden ließ. In der Druckwerkstatt nebenan entstanden kleine Kunstwerke mit Erinnerungswert, und in der Leseecke „Book in a Box“ wurde Literatur kreativ verpackt. Begehrt war auch das „Kinderzimmer“, ein Angebot für die Kleinsten vor Ort. Dort wurde gebastelt, gemalt und schon mal ein bisschen „große Schulluft“ geschnuppert.
Auch kulinarisch wurde man bestens versorgt: Neben Kaffee und Kuchen lockten Sansibar-Cocktails in die Aula – alkoholfrei, bunt und mit einem Hauch von Urlaubsgefühl. Ab 17 Uhr öffneten die Foodtrucks von „Streetfood Casa“ ihre Klappe – und wurden sofort zum kulinarischen Magneten auf dem Schulhof. Mit knusprigem Flammkuchen, frisch frittierten Pommes und saftigen Burgern war für jeden Geschmack etwas dabei. Die Jahrgangsstufe 11 sorgte derweil den ganzen Abend über mit großem Einsatz für die Getränkeversorgung, und bis in die Nacht wurde überall geschwätzt, gelacht und gestaunt. Die Räume waren bis auf den letzten Platz gefüllt – ein Zeichen dafür, wie sehr sich die Schulgemeinschaft mit ihrer Schule verbunden fühlt!
Offene Bühne – Ein Abend voller Musik, Erinnerungen und Emotionen
Am Abend versammelte sich die Schulgemeinschaft erneut in der Halle – diesmal zur „Offenen Bühne“, die ab 20 Uhr ein buntes, emotionales und hochkarätiges Programm bot. Die Halle war bis auf den letzten Platz gefüllt, die Stimmung erwartungsvoll und herzlich.
Den Auftakt machten Kitty Domahidi (Klasse 8b) und Julia Buhl (Jg. 11), die mit ihren Liedern das Publikum berührten. Es folgte ein musikalischer Höhepunkt: Henriette Gärtner, ehemalige Kollegin und heute professionelle Pianistin, spielte ein anspruchsvolles Klavierstück – und überraschte am Ende mit einem vierhändigen Duett mit Schulleiter Norbert Kantimm. Dr. Nicole Häffner berichtete anschließend eindrucksvoll über die langjährige Schulpartnerschaft mit der Kinderhilfe Sansibar, die seit 2000 von der Schule unterstützt wird. Ihre Worte verbanden Vergangenheit und Zukunft, Engagement und Empathie. Für ausgelassene Stimmung sorgte die Schulband „Gymme II“ (Abijahrgang 2012) mit ihrem ehemaligen Musiklehrer Stephan Maulbetsch. Ihre rockigen Songs rissen das Publikum mit. Ein humoristisches Highlight war der Beitrag von Norbert Kantimm, der „Die schönsten Antworten aus meinen Mathe-Klassenarbeiten“ präsentierte – ein liebevoller Blick auf die kreative Logik der Schülerwelt. Der Film „Wir sind das Gymnasium Meßstetten“ (Abi 2007) ließ Erinnerungen lebendig werden, bevor Oswin Angst, ehemaliger Schulleiter, mit schwäbischen Anekdoten auf höchstem Niveau für viele Lacher sorgte. Klaus Hertel, Abteilungsleiter und Leiter des legendären „Zwitscherkurses“, gab Einblicke in 25 Jahre biologische Schultradition – ein Beitrag, der zeigte, wie viel Herzblut und Freude in den außerschulischen Angeboten steckt. Den Abschluss bildete die Band „Dr Grausig & the Magictones“, bestehend aus ehemaligen Schülern und Lehrer Marc Peter. Mit ihrer Musik verwandelten sie die Halle in ein Festzelt – ein würdiger Ausklang eines unvergesslichen Tages.
Ein Tag, der bleibt
Nicht nur auf der Bühne, auch am Weizenbierstand und in den Gängen wurde bis spät in die Nacht gelacht, erzählt und gefeiert. Viele nutzten die Gelegenheit, um zu erzählen, wohin sie das Leben nach dem Gymnasium geführt hat – und was sie mit dieser Schule verbindet. Was diesen Tag so besonders machte: Die gesamte Schulgemeinschaft – von der fünften Klasse bis zum Ruheständler – hatte seit Schuljahresbeginn auf diesen Moment hingearbeitet. Das Jubiläum war nicht nur ein Rückblick, sondern ein lebendiges Zeugnis dafür, was Schule sein kann: ein Ort der Begegnung, der Bildung und des Miteinanders.
Herzlichen Glückwunsch, Gymnasium Meßstetten – auf die nächsten 50 Jahre!
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