Gegen das Vergessen
MESSSTETTEN. Anlässlich des 66. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 gedachten die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums auch in diesem Jahr mit einer eigenen Gedenkveranstaltung wieder all derer, die während der Herrschaft der Nationalsozialisten in Konzentrationslagern gequält und ermordet wurden.
Die Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen hatten sich in ihrem Geschichtsunterricht während der letzten Wochen selbständig mit der Geschichte des nationalsozialistischen Rassenwahns auseinandergesetzt. Ihre Ergebnisse präsentierten sie der gesamten Schülerschaft am Donnerstag während einer einstündigen Gedenkfeier in der Aula des Gymnasiums, bei welcher an das nicht fassbare Leid der Verfolgten und Ermordeten erinnert wurde.
Besonders eindrucksvoll waren dabei die Augenzeugenberichte und Lebensbeschreibungen, welche die Schüler bei ihrer Arbeit gefunden hatten und die sie ihren Mitschülern in der Feier vortrugen.
Dass aber der Vernichtungswahn des Nationalsozialismus auch hier im Kreis Spuren hinterlassen hat, konnten die Neuntklässler im Anschluss an ihre Gedenkfeier selbst erfahren. Zusammen mit den Geschichtslehrern Annette Brändle, Julian Bishop sowie Schulleiter Oswin Angst besuchten sie die Gedenkstätte „Eckerwald“ bei Schömberg-Schörzingen, wo in den letzten Kriegsjahren KZ-Häftlinge beim sinnlosen Abbau von Ölschiefer geschunden und ermordet wurden. Die Schüler konnten Überreste der Produktionsanlagen des „Unternehmens Wüste“ sehen, die von den Häftlingen selbst teils mit bloßen Händen errichtet werden mussten. Die beiden Lehrkräfte sowie der Schulleiter vermittelten vor Ort die historischen sowie die geographischen Hintergründe der Öl-Produktion im Zollernalbkreis.
Anschließend wanderten die Schüler den Weg, welchen die Häftlinge nach oft mehr als zwölfstündiger Arbeit und meist nur unzureichend bekleidet täglich von der Produktionsstätte zum Lager zurückzulegen hatten. Bewusst wählten die Lehrer die direkte Strecke durch unwegsames Gelände: Wer diesen beschwerlichen Gang einmal tat, vergisst ihn nicht mehr so leicht.
In der Gedenkstätte beim KZ-Friedhof, der an das ehemalige Lagergelände angrenzt, gedachten die Meßstetter Schüler der in Schörzingen Verstorbenen.
Wenngleich man mit dieser Exkursion allenfalls ungefähr erahnen kann, welchen Strapazen die Häftlinge ausgesetzt gewesen sind, stellt dies doch eine nachdrücklichere Erfahrung dar, als sie durch Bücher und den Geschichtsunterricht vermittelt werden kann.