Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus am 27.1.2010
Anlässlich des 65. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 gedachten die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums auch in diesem Jahr mit einer Gedenkveranstaltung den Opfern der nationalsozialistischen Terrorherrschaft.
Die Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen setzen sich in ihrem Geschichtsunterricht mit der Geschichte des nationalsozalistischen Rassenwahns und den Mechanismen der deutschen Terrorherrschaft zwischen 1933 und 1945 auseinander. Teile ihrer erarbeiteten Ergebnisse präsentierten sie ihren Mitschülern in der Aula des Gymnasiums während einer knapp einstündigen Gedenkfeier, bei welcher an die Verbrechen der Nationalsozialisten ebenso erinnert wurde, wie an die Verpflichtung der heutigen Generation, wachsam zu sein und derartige Verbrechen nicht mehr zuzulassen.
Besonders eindrucksvoll waren dabei die von den Schülern vorgetragenen Augenzeugenberichte und Lebensbeschreibungen der damaligen Opfer. Über fünfzig Kerzen, die in der Aula im Laufe der Gedenkfeier angezündet wurden, symbolisierten die Zahl der über fünf Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten Menschen.
Die Veranstaltung in der Schule endete mit einem Zitat von Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber Ihr seid verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird. Die Bitte an die jungen Menschen lautet: Lasst Euch nicht hinein treiben in Feindschaft und Hass gegen andere Menschen, gegen Russen oder Amerikaner, gegen Juden oder Türken, gegen Alternative oder Konservative, gegen Schwarz oder Weiß. Lernt miteinander zu leben, nicht gegeneinander!“
Dass aber der Vernichtungswahn des Nationalsozialismus auch hier im Kreis Spuren hinterlassen hat, konnten die Neuntklässler im Anschluss an ihre Gedenkfeier selbst erfahren. Zusammen mit den Geschichtslehrern Julian Bishop und Andreas Heusel besuchten sie die Gedenkstätte „Eckerwald“ bei Schömberg-Schörzingen, wo in den letzten Kriegsjahren KZ-Häftlinge beim sinnlosen Abbau von Ölschiefer geschunden und ermordet wurden. Die Schüler konnten Überreste der Produktionsanlagen des „Unternehmens Wüste“, die von den Häftlingen selbst teils mit bloßen Händen errichtet werden mussten, sehen. Anschließend begingen die Schüler den Weg, welchen die Häftlinge – meist nur unzureichend bekleidet – täglich von der Produktionsstätte zum Lager zurückzulegen hatten. Bewusst wählten die Lehrer die direkte Strecke durch unwegsames Gelände: Wer diesen beschwerlichen Gang einmal tat, vergisst ihn nicht mehr so leicht.
In der Gedenkstätte beim KZ-Friedhof, der an das ehemalige Lagergelände angrenzt, gedachten die Meßstetter Schüler der in Schörzingen Ermordeten.
Die jährlich mit einer Jahrgangsstufe durchgeführte Exkursion helfe – so Schulleiter Oswin Angst – dem Vergessen nachhaltiger entgegen zu wirken und ergänze daher den Geschichtsunterricht sinnvoll.
A. Heusel